Immotipp 368 – 369: Politische Unfähigkeit?

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Peter Vierheilig

Geschäftsführer

Teil 1

Wenn man den Job als Makler schon so lange macht wie ich, denkt man, alles schon mal erlebt zu haben. Und doch ist das, was sich aktuell auf dem Immobilienmarkt abspielt, neu und bisher nicht dagewesen. Die Kombination von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Verbindung mit empfundener Unfähigkeit der politischen Akteure sucht vergeblich nach Vergleichbarem in der Vergangenheit.

Viele Menschen stören sich (aus meiner Sicht zurecht) daran, dass in Deutschland, insbesondere in den Ballungsgebieten, zu wenig Wohnraum zur Verfügung steht. Die Miet- und Kaufpreise steigen immer weiter, was an dem zu geringen Angebot liegt. Hinzu kommt, dass der Bedarf an neu zu errichtenden Wohnungen bundesweit deutlich höher ist als die Anzahl der tatsächlich gebauten Einheiten. Und das Schlimme ist, der Bedarf an Wohnraum steigt durch Zuzug weiter.

Um das erklärte politische Ziel von 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr zu erreichen, wäre es deshalb zwingend notwendig, Hürden im Baubereich an allen nur möglichen Stellen abzubauen bzw. maximal zu reduzieren. Doch was tut die Regierung: Es werden immer höher Maßstäbe insbesondere im energetischen Bereich gesetzt, die jetzt sogar dazu geführt haben, dass Neubauvorhaben von Großkonzernen in großem Stil komplett auf Eis gelegt wurden, weil die massiv gestiegenen Baukosten nicht mehr zu finanzieren sind.

Teil 2

Neben der Verfehlung des erklärten, politischen Ziels des Baus von 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr (siehe letzter Immotipp) ist auch die aktuelle Vorgehensweise im Rahmen der Gesetzgebung für die energetische Sanierung von Gebäuden (Heizungsgesetz) nur mit einem einzigen Wort zu beschreiben: CHAOS!!!

Die vom Wirtschaftsminister Habeck angestrebte Verpflichtung zum Einbau von neuen Heizungen hat im Immobilienmarkt für eine nie dagewesene, mit der Hand greifbaren Unsicherheit bei Kaufinteressenten geführt. Unabhängig von der unrealistischen Umsetzbarkeit aufgrund bautechnischer Gegebenheiten sowie fehlender Kapazitäten bei Personal und Material ist mit Beginn der Diskussion die Anzahl der Nachfragen nach Kaufimmobilien bei uns im Büro schlagartig um ca. 80 bis 90 % zurückgegangen. Gleichzeitig hat der Beratungsaufwand massiv zugenommen, da alle Anfragenden von uns wissen wollten, was im Bereich der energetischen Sanierung erforderlich ist, was zu diesem Zeitpunkt aber überhaupt noch nicht klar war. Zu guter Letzt hat sich gefühlt alles wieder in Luft aufgelöst. Der wirtschaftliche Schaden, der aus dieser Diskussion im Immobilienbereich entstanden ist, ist erheblich. Ich persönliche gehe davon aus, dass einige Marktteilnehmer aufgrund dieser Diskussion Ihre Existenz aufgegeben oder verloren haben.

Der Dilettantismus einzelner Bundesministerien ist aktuell kaum zu toppen. Scheinbar gilt der Grundsatz: Machen ohne die Fachleute zu fragen. Früher haben Politiker bei einem derartigen Versagen ihren Rücktritt erklärt, insbesondere wenn ihnen weitere Verfehlungen nachzuweisen waren.

 

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